Markt Schönberg. Dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ist es eine Ehre. Er übernahm die symbolische Patenschaft für das siebte Kind der Familie Dorsch aus Eberhardsreuth. Kilian wurde am 20. September 2024 geboren und ist der ganze Stolz seiner Eltern und sechs älterer Geschwister.
Wenn jemand seine „Siebensachen“ packt, dann meint das im übertragenen Sinn: alles, was man braucht. Wenn Familie Dorsch einen gemeinsamen Termin hat, dann ist mit „Alle an Bord“ schon mal ein Maximum im Fahrzeug erreicht. Von elf bis null Jahre ist alles geboten, was Elternschaft herausfordernd und doch schön macht. Stefanie und Martin Dorsch strahlen zumindest jede Menge Gelassenheit aus.
Bürgermeister Martin Pichler freute sich, dass der Markt Schönberg mutige Kämpfer gegen den demografischen Wandel zu bieten hat. Selbstverständlich ist Kinderreichtum heutzutage eher nicht mehr. Die Statistik der Ehrenpatenschaften der Bundespräsidenten seit 1949 belegt, dass über das Mittel hinweg jährlich über 1112 „Siebtgeborene“ verzeichnet werden konnten. Vor zehn Jahren war die konkrete Zahl der Ehrenpatenschaften aber bereits auf etwa 600 gefallen und im Jahr 2024 waren es gerade noch 363. Laut Statistischem Bundesamt wurden in den 60ern etwa doppelt so viele Kinder geboren wie heute. Die Ehrenpatenschaften des Bundespräsidenten geben allerdings nicht die tatsächliche Zahl an. Denn dafür müssen Eltern und Kommunalverwaltung einen Antrag ausfüllen und nach Berlin schicken. Dann gibt es immerhin eine attraktive Urkunde mit Unterschrift sowie 500 Euro als Anerkennung. Weitere Verpflichtungen des Staatsoberhauptes sind damit nicht verbunden. Aber es geht ja auch offiziell darum: „Der Bundespräsident bringt mit der Ehrenpatenschaft die besondere Verpflichtung des Staates für kinderreiche Familien zum Ausdruck. Sie stellt die besondere Bedeutung heraus, die Familien und Kinder für unser Gemeinwesen haben. Die Ehrenpatenschaft soll mit dazu beitragen, das Sozialprestige kinderreicher Familien zu stärken.“
Meinungen gibt es genügend zu kinderreichen Familien; nicht alle sind immer nur positiv. Auf die Frage, ob das so bewusst beabsichtigt war, sagt Martin Dorsch. Der Älteste war eine Überraschung. Der Wunsch nach einer Großfamilie hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und mit jedem Kind hätten sie noch ein Stückchen mehr gemerkt, das Elternschaft eine große Erfüllung sei und dass sie auch nichts gegen noch mehr Glück hätten.
Außerdem hatten sie die Möglichkeit, Beruf und Familie mit einem bebaubaren Grundstück in Eberhardsreuth, schnellem Netz vor Ort und so auch mehr Homeoffice als Präsenz in München verbinden zu können. Also packte Familie Dorsch neben damals noch sechs Kindern alle sonstigen Siebensachen, um Stadt gegen Land zu tauschen. „Mir fehlt München nicht“, sagt Stefanie. Größter Unterschied sei die Mobilität. Aber dafür seien sie so herzlich aufgenommen worden. Sie erlebte hier schon während der Bauphase eine unerwartete Hilfsbereitschaft „der besten Nachbarn, die man sich nur wünschen könnte“.
So hätten auch die Kinder schnell neue Freude gefunden. Dem Ältesten fehlt der Freund Henri. Aber der kann dann eben mal in den Ferien zu Besuch kommen. Es gibt Platz zum Spielen rund ums Haus, Vereine, Ferienprogramm. Vater Martin betont, dass es ihnen auch die Kinder leichtmachen. Zum „Helikoptern“ bliebe ohnehin kaum Zeit. Die Schule bei den Größeren ist ein „Selbstläufer“. Die merken: wer vormittags aufpasst, hat nachmittags Zeit für Hobbys; und die ziehen sich so auch gegenseitig groß. Es wird viel Freiraum gegeben und Vertrauen geschenkt. Wenn der Schnee weg ist, dann wird auch geschaut, welche Fahrradrouten es gefahrlos bis Schönberg gibt. Was fehlt also am Land? Antwort unisono: „Eigentlich gar nichts!“ Kann es das mit gerade mal sieben Kindern dann schon gewesen sein? Das Haus gäbe noch ein Kinderzimmer her, sagt Martin Dorsch. Aber der Neunsitzer ist jetzt einfach voll. Die Geschwister meinen jedoch: „Lieber noch ein Geschwister als ein Haustier.“
Bildunterschrift:
Wie die sprichwörtlichen „Orgelpfeifen“ stehen sie da: Florian (vorne v.l.), Korbinian, Magdalena, Theresa, Lukas, Maria und dahinter Kilian am Arm von Mutter Stefanie (hinten v.r.) mit Vater Martin und dem „stellvertretenden Gratulanten“ Bürgermeister Martin Pichler.